Christian Schmid, Vorstand der B-Group über die Positionierung und die Werte (Teil 2)

Im 2. Teil unseres Interviews mit Christian Schmid sprechen wir über die Werte und die Positionierung der B-Group, die sich in den vergangenen Jahren immer weiter gefestigt haben. Vor allem das Wort "Familiär" hat einen sehr großen Stellenwert eingenommen.

Bereits im vergangenen Jahr haben wir den ersten Teil des Interviews mit Christian Schmid, einem der beiden Vorstände der B-Group, veröffentlicht. Nach einer klassischen Bankausbildung bei der HypoVereinsbank stellte er fest, dass er dem klassischen Banking wenig abgewinnen kann. So begann er 2000 an der Universität Regensburg sein BWL-Studium und verbrachte währenddessen auch ein Jahr in den Staaten. Nach einer steilen Karriere bei einer namenhaften Unternehmensberatung kehrte er dieser den Rücken zu und ist seit 2013 Teil der B-Group. Heute sprechen wir mit ihm über die Werte, die er mit der B-Group verbindet und welche Themen den Markt, aber auch ihn gerade bewegen. 

Welche 3 Begriffe beschreiben die B-Group am besten?
Für mich beschreiben die drei Wort familiär, frei und ambitioniert die B-Group am besten.

Familiär – Die Attribute einer starken Familie passen perfekt zu uns, denn gegenseitige Wertschätzung, Vertrauen, Zusammenhalt und eine konstruktive Krisenbewältigung sind Eigenschaften, die wir aktiv leben.

Frei - im Sinne von: Wie hier jeder sein Arbeitsumfeld gestaltet, obliegt völlig ihm. Wir haben weder Termin- noch Umsatzvorgaben. Aber auch die Kolleginnen und Kollegen des Innendienstes haben die Möglichkeit, sich auf Wunsch in neue Themenfelder einzuarbeiten. Kurzum, im Endeffekt können alle ihren Arbeitstag so gestalten, wie es sich gut für sie anfühlt.

Ambitioniert – Wir sind zwar im Mittelstand verankert, aber unser Anspruch ist es, absolut konkurrenzfähig zu den ganz großen Playern am Markt sein. Das erfordert nicht selten viel Kreativität und die berüchtigte „Extrameile“, aber dafür ist jeder gewonnene Kunde Bestätigung und Ansporn zugleich.

Was bedeutet die Positionierung für dich?
Das Thema „Positionierung“ war für mich eine absolute Herzensangelegenheit, denn meiner Meinung nach wird diese Thematik gerade im Mittelstand sträflich vernachlässigt. Stellen wir uns folgendes einfach mal bildlich vor: laut einer aktuellen Studie kennen 60% der Mitarbeiter die Positionierung des eigenen Unternehmens nicht. Wir hatten ja im vergangenen Jahr die Fußball Europameisterschaft und wenn man dieses Ergebnis auf eine Mannschaft herunterbricht, bedeutet das, dass 6 von 11 Spielern überhaupt nicht wissen, wo sie hinlaufen sollen, weil sie gar nicht wissen, wo denn eigentlich das Tor steht. Eine Situation, die man dort niemals akzeptieren würde, ist bei vielen Unternehmen gelebte Praxis. Meiner Meinung nach gilt aber auch hier, wie übrigens in jedem Bereich,  dass man immer ein klares Ziel vor Augen braucht und deshalb sind auch die Bereiche Vision, Mission und Werte so wichtig.

Werden diese Themen nicht formuliert und bleiben somit ein Stück weit vage, verschenkt man meines Erachtens unnötig Potenzial. Ich will das mal in eine Metapher fassen: wenn jedes Puzzleteil der Unternehmenspolitik ein kleines Seil darstellt, dann wird dieses einzelne Seil reißen, wenn sich Mitarbeiter daran festhalten wollen… gelingt es uns jedoch über die Positionierung aus all diesen einzelnen Seilen ein Tau zu machen, dann ist es stark genug und gibt jedem Mitarbeiter die Gewissheit und Zuversicht, sich daran festzuhalten und Kraft zu schöpfen.

Welche persönlichen Ziele verfolgst du in den nächsten 5 Jahren?
Meine zwei größeren persönlichen Langfristziele sind:

  1. Die B-Group langfristig zum „place to be“ zu machen, sowohl für Bankkaufleute, die ihre Bank verlassen möchten, als auch für Kunden, die eine faire und unabhängige Finanzberatung suchen. Um dies zu schaffen, müssen wir unsere extrem gute Reputation innerhalb der Branche viel mehr nach außen tragen, was sicherlich eine spannende Transformation sein wird, weil wir in der Vergangenheit keinerlei Werbung gemacht haben und ausschließlich über Empfehlungen gewachsen sind. 
  2. Die B-Group klimaneutral zu machen, mit klarem Fokus auf Vermeidung und nicht Kompensation von Emissionen. Mir liegt das Thema Nachhaltigkeit schon seit Jahren und nicht erst seit dem gegenwärtigen Hype sehr am Herzen.

Mit welchen Herausforderungen hat der Markt momentan am meisten zu kämpfen?
Ich sehe momentan drei Hauptherausforderungen für unsere Branche:

  1. Die Regulatorik: Die Finanzdienstleistungsbranche gehört mittlerweile zu einer der am stärksten regulierten und beaufsichtigten Branchen überhaupt. Ungeachtet dessen bleibt der Regulierungsdruck extrem hoch und bindet speziell bei mittelständischen Maklerunternehmen, die keine eigene Rechtsabteilung besitzen, sehr viel Ressourcen.
  2. Die Digitalisierung: Nachdem unsere Branche bisher in einer Art Dornröschenschlaf war, verändert sie sich aufgrund der Digitalisierung gerade massiv und extrem schnell - sowohl intern als auch extern. Intern werden die Maklerpools, die früher primär als Einkaufgemeinschaft und „Geschäftsabwickler“ fungiert haben, mehr und mehr zu Full-Service-Dienstleistern, was eine Komplett-Anbindung vordergründig sicherlich positiv erscheinen lässt. Mit jeder Anbindung entstehen jedoch Abhängigkeiten und deshalb sollte man sehr genau abzuwägen, wo man diese akzeptieren kann und wo man besser Geld in alternative Lösungen investiert, um seine Unabhängigkeit als Makler aufrechtzuerhalten. Extern werden die Kunden immer technikaffiner und erwarten zu Recht unkomplizierte Prozesse und Lösungen, jenseits von Papier und Bleistift.
  3. Die Markenbildung: Gerade in Zeiten starker Veränderungen zeigt sich die Wichtigkeit von „Marken“, da sie für Beständigkeit und gewisse Werte stehen. Sie geben Halt und stellen einen Anker dar, sowohl für Mitarbeiter als auch für Kunden. Wer diese Markenbildung verpasst, wird austauschbar und langfristig in einer zunehmend digitalisierten Welt nicht bestehen können.

Es bleibt also weiterhin spannend in der Welt der Finanzdienstleistungen. 
Im 3. und letzten Teil gehen wir noch tiefer darauf ein, was Unternehmer erwartet, wenn Sie Partner bei der B-Group werden. Fortsetzung folgt.