Im September hat die FED als letzte große Notenbank die Zinsen gesenkt und damit dafür gesorgt, dass der ‚Zinswind‘ jetzt aus einer anderen Richtung weht. Die Notenbanken senken die Zinsen, da der lange verfolgte Kurs der Inflationsbekämpfung den Zielbereich erreicht hat. Die Inflation in Europa und den USA ist deutlich zurückgegangen – die Inflationserwartungen sind unter Kontrolle. Allerdings sendet die Konjunktur erste Signale der Schwäche, so dass die EZB und die FED mit einer Lockerung der Geldpolitik die Wirtschaft unterstützen wollen.
Ähnlich wie bei einer Regatta, bei der sich die Crews vor der Tonne für ein Manöver bereit machen, haben wir in den letzten Wochen Vorbereitungen der Investoren an den Börsen für die Zinswende gesehen. Je nachdem, wie sportlich der Kurs im Vorfeld war, fielen diese allerdings unterschiedlich aus. Die schärfsten Kurskorrekturen gab es bei Anlegern, die sich in Yen oder Schweizer Franken verschuldeten und dafür attraktivere Anlagen in anderen Währungsräumen suchten, also sogenannte Carry-Trades in ihren Depots hatten. Kazuo Ueda, der Chef der japanischen Notenbank überraschte so manchen Kapitän mit einer nicht erwarteten Zinserhöhung – wie eine plötzliche Böe das Regatta-Feld - so dass es zu hektischen Manövern kam und die Börsen Anfang August in ziemlich unruhiges Fahrwasser gerieten.
Vor allem beim YEN haben wir eine starke Aufwertung gegenüber dem USD gesehen, welche die Attraktivität der Carry-Trades deutlich reduzierte. Dies führte unter anderem zu einer zwischenzeitlichen Schwäche der Börsensieger des ersten Halbjahres – die in unserem Blog zuletzt beschriebenen ‚Magnificent Seven‘ und ‚Granolas‘ - da hier durch Verkäufe Gewinne gesichert wurden. Durch die Rückführung der Kredite aus den Carry-Trades wurde das Kapital teilweise aus dem Rennen genommen.
Nachdem die Tonne der Zinswende umschifft ist, sind die Kapitäne an den Börsen dabei, ihre Schiffe für den neuen Kurs zu trimmen. Die verschiedenen Anlageklassen werden in Hinblick auf Chancen und Risiken im Umfeld der Zinssenkungen bewertet. Die nächsten Wochen wird anhand der Quartalszahlen der Firmen, der Arbeitsmarktdaten, der Einkaufsmanagerindizes und weiterer Indikatoren abgeschätzt werden, aus welcher Richtung der Wind weht und wie stark er ist. Die erfreulichen Quartalszahlen der laufenden Berichtsperiode in den USA auf der einen Seite und die schwächeren Job-Daten auf der anderen Seite lassen den Windanzeiger der FED zwischen weniger oder mehr Zinssenkungen hin- und herspringen. Etwas mehr Klarheit wird wohl die Notenbanksitzung diese Woche bieten. Die Geopolitik mit dem latenten Risiko einer Eskalation im Nahen Osten, aber auch die US-Wahl mit möglichen innenpolitischen Unsicherheiten durch juristische Anfechtungen der Wahlergebnisse haben das Potenzial, das Regatta-Feld durcheinander zu bringen. Die Wahrscheinlichkeit für leichtere Kurskorrekturen in den nächsten Wochen ist gestiegen und auch eine kurze Flaute an den Aktienmärkten ist über das Winterhalbjahr nicht auszuschließen.
Wir werden die Marktlage in den nächsten Wochen genau beobachten und uns Gedanken machen welche Anlagemöglichkeiten in der Börsen-Regatta gute Chancen haben, die nächste Tonne bzw. die Ziellinie zur erreichen. Dabei wird es uns nicht vorrangig darum gehen den ersten Platz zu erreichen. Wichtiger ist uns, Ihr Vermögen vor größeren Turbulenzen zu schützen oder mit anderen Worten – Banking, wie es sein sollte.