Ins Depot gehört mehr als ein Western und Müsli - Teil 1

...und was haben eigentlich Tina und Barbara damit zu tun? Mit dieser These geht unser Kollegen Stephan Radeke in seinem aktuellen Blogbeitrag auf die Vorlieber der Börsianer für Akronyme ein und erklärt, warum dies für die Portfoliozusammenstellung Risiken mit sich bringt.

Sicherlich finden Sie die Überschrift für einen Blog rund um das Thema Investment und Finanzplanung erstmal seltsam, aber Sie werden sehen, sie ergibt Sinn.

Spätestens seit Jim O’Neill, der ehemalige Chefvolkswirt von Goldman Sachs, im Jahr 2001 das Kürzel BRIC an der Börse bekannt machte, lieben die Börsianer und die Werbeabteilungen der Investmenthäuser Akronyme oder eingängige Begriffe. Mit BRIC machte Jim O’Neill damals auf die außergewöhnlichen Wachstumsraten in den Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und China aufmerksam, in einer Zeit, in der die großen Volkswirtschaften in eine beginnende Wirtschaftskrise nach dem Platzen der Dot.com-Blase rutschten.

Rund 20 Jahre später sind es wieder Technologietitel, die die Börsen beschäftigen – diesmal aber mit deutlich erfreulicheren Zahlen und Daten als es Ende der Neunziger der Fall war. Am Anfang des neuerlichen Internet-Booms sprach man noch von FAANG (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google). Inzwischen werden die größten Titel der Brache unter dem mit dem eingängigen Begriff der ‚Magnificent Seven‘ - nach dem gleichnamigen Western - zusammengefasst – Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla. 

Die starken Kurszuwächse dieser zuerst fünf und nun ‚glorreichen sieben‘ Aktien aus den USA sorgen seit Anfang 2020 dafür, dass kaum ein Fondsmanager ohne sie auskommt. Auch in vielen ETFs sind sie durch ihre hohe Marktkapitalisierung prominent vertreten, da diese oft über die Gewichtung der einzelnen Aktien innerhalb des Indexes entscheidet. Diese Berechnungsform führt zu entsprechenden Übergewichten der Tech-Riesen. So machen die ‚Mag7‘ im Beispiel des S&P 500 per Ende Mai 2024 rund 31% des Index aus.

Wie sieht es in Europa aus? Hier wird der Begriff ‚Granolas‘ in den vergangenen 12 Monaten immer öfter genannt. Damit ist aber nicht die Mehrzahl des Knuspermüslis, das von John Harvey Kellog bereits 1878 auf den Markt gebracht wurde, gemeint, sondern ebenfalls ein Bündel von Aktien. Wieder war es die Bank Goldman Sachs, die vor rund 4 Jahren das Akronym am Markt einführten. Mit ein paar Doppelbelegungen der Buchstaben werden damit die Aktien GlaxoSmithKline, Roche, ASML, Nestlé, Novartis, Novo Nordisk, L’Oréal, LVMH, AstraZeneca, SAP und Sanofi zusammengefasst. Nicht ganz so technologielastig wie die ‚Mag 7‘, aber auch hier gibt es eine deutliche Übergewichtung – im Bereichs Pharma. Die Dominanz der ‚Granolas‘ z.B. innerhalb des STOXX50 (Index mit den 50 größten Aktien Europas) ist mit rund 42% mehr als deutlich. 

Als Portfoliomanager, die Streuung und Risikoreduzierung als wichtig erachten, sind wir mit dem Übergewicht der ‚Mag 7‘ oder der ‚Granolas‘ in vielen Fonds und ETFs nicht sonderlich glücklich. Durch die hohe Gewichtung dieser 18 Aktien und dem damit verbundenen Fokus auf nur sehr wenige Branchen steigt aus unserer Sicht das Risiko deutlich. Zudem bleiben viele interessante Themen für Ihr Depot auf der Strecke. 

Welche Themen das sein können und was Tina und Barbara mit einer guten Depotallokation zu tun haben, verraten wir in unserem nächsten Blogbeitrag. Seien Sie gespannt.

Bis dahin nehmen wir uns gerne die Zeit, um mit Ihnen Ihre persönliche Strategie, die aus mehr als nur Western und Müsli besteht, zu entwickeln und sind erst zufrieden, wenn Sie es sind. 

Oder anders ausgedrückt – Banking, wie es sein sollte.